Mittwoch, 4. März 2020

Was ist schon Moral?


Heute begann der Tag damit, dass ich eigentlich nach Lübeck zur Therapie sollte. ich hatte schon Sorge, dass die Busse wieder streiken würden und ich den Termin absagen müsste. dann hat jemand angerufen und mir mitgeteilt, dass der Termin ausfällt, weil die Ärztin krank ist.
Hm. das hat mich zunächst ein bisschen geärgert, denn, wenn ich um 13 Uhr zu Hause wäre, wollten die Eltern kommen, um ein Computer zu bestellen. ich will immer ein mit am meisten Leistung für am wenigsten Geld, und so ein habe ich gefunden. Der ist jedoch nicht lieferbar und wir wollen im Geschäft nachfragen und den dort bestellen. Warum sollte ich genauso viel Geld oder noch mehr für ein Gerät mit weniger Leistung ausgeben, wenn ich doch auch mehr dafür bekommen könnte?
Naja, ich habe ein bisschen überlegt. Von der Tagesstätte aus habe ich den Tag frei, ohne dass mir Urlaub abgezogen wird. Die wissen nicht, dass der Termin ausfällt. Einziges Dilemma wäre, wenn die Betreuer hier im Haus mitkriegen würden, dass ich hier bin und Fragen stellen, warum ich dann nicht in der Tagesstätte bin, wenn der Termin ausfällt.

Hmm. Ich bin dann kurz nach 8 Uhr zum Zahnarzt gegangen. Ich war gestern dort, damit die Füllung neu gemacht wurde. Aber danach war der Zahn ziemlich scharf an der Zunge. Der wurde dann heute noch mal schnell abgeschliffen. Allerdings nicht poliert, sondern richtig geschliffen, so dass er jetzt noch kleiner ist als vorher. Das macht mir Sorgen. Und fühlt sich auch nicht so angenehm an. Irgendwann wird er wieder ein bisschen hochwachsen. Nun habe ich Angst, dass die Kau Last auf dem Zahn dahinter, der größtenteils mit Kunststoff Füllung aufgebaut wurde, zu groß wird, so dass die Füllung irgendwann raus bricht. Dann ist der Zahn wieder spitz. Aber da kann ich jetzt auch nichts machen. Es ist wie es ist.
Wow, dachte ich, als ich da war. Der Zahnarzt wo ich sonst immer bin war nicht da und ich wurde zu einer Vertretung geschickt. Dieser war ziemlich nett. er klang sehr gut gelaunt und hat alles eigentlich gut gemacht, sodass ich schnell keine Angst mehr hatte. Hätte ich jedoch gewusst, dass im Anschluss der Zahn so klein wird, hätte ich mir das doch zweimal überlegen sollen. aber es hat weh getan und ich wollte jetzt auch nicht eine Woche warten, bis der andere wieder da ist. Vielleicht hätte es sonst noch wieder schlimmer werden können…

Nach dem Zahnarzt haben die Eltern mich in der Stadt abgeholt. Ich musste dort noch ein bisschen warten und hatte ziemliche Sorge, dass irgendwelche Leute die auf dem Weg zur Tagesstätte wären, mich dort sehen würden. einige Stellen immer fragen oder sagen es weiter und dann muss ich begründen warum alles so war wie es war. Ich würde nicht direkt lügen. Wenn Fragen gestellt werden, würde ich ausweichende Antworten geben, die die Frage zwar beantworten, die Wahrheit jedoch ein bisschen verschleiern.
als die Eltern kamen sind wir nach Lübeck gefahren. In der Stadt dort habe ich noch Schuhe und eine Handtasche gesucht, aber nichts Schönes oder Bezahlbares gefunden. Sushi gab es im Anschluss. das hat gut geschmeckt, aber es ärgert mich, dass schon seit ungefähr zwei Jahren einfach der Kaviar weggelassen wird. 


obwohl ich nichts Besonderes außer Kuchen und Essen gekauft habe, war der Tag trotzdem mal wieder schön. Viel besser, als wenn ich den ganzen Vormittag in der Tagesstätte vor dem Computer gesessen hätte, weil Mittwoch kein Programm bis auf die Essens Planung ist. ich finde es immer nervig, wenn nicht nichts zu tun habe, dort nichts esse, weil es nichts gibt was ich mag und immer hungrig nach Hause komme. Bisher hatte ich Glück, denn immer wenn zur Zeit meiner Heimkehr jemand in der Küche zugange war, hatte ich in der Tagesstätte vorher schon gegessen. Zurzeit koche ich dort Montag und freitags. Dadurch, dass ich an dem Tag der Essens Planung eigentlich sonst immer in Lübeck bin, muss ich meine Rezepte ausgedruckt vorlegen und es wiederholt sich oft, was ich mache.

Zu Hause habe ich dann Wäsche gewaschen. Fühle mich ein bisschen müde, aber nicht so extrem erschöpft wie sonst. ich hätte gerne eine Person, mit der ich solche Ausflüge unternehmen kann, aber….. Hmmm…

wenn mich morgen jemand fragen würde, wie er es in Lübeck war, könnte ich sagen alles war gut, und das wäre nicht einmal gelogen, hehe.

In der Tagesstätte wurde mir einen Antrag für einen gesetzlichen Betreuer ausgedruckt, nachdem ich an drei Tagen dreimal nachgefragt habe. Ein einem Tag gab es beim Frühstück etwas über das Thema Vögel. Darüber wollte sie auch etwas ausdrucken. Das hatte sie noch am selben Tag gemacht. sie würde mir auch helfen bei dem Antrag, aber ich habe nicht so viel Lust danach zu fragen, weil das sowieso wieder vergessen wird. ich fühle mich unwichtig. Weiß nicht, ob die mich ernst nehmen oder ob das nur so ist, weil die wissen, dass das sowieso alles nichts wird.
ich weiß, wie man eine Wohnung findet und habe schon einige Informationen, aber ich traue mich nicht, da anzurufen oder dahin zu gehen. Ich traue mich auch nicht komme die Betreuerin hier zu fragen. Die denkt, weil ich alleine einkaufen kann und Zug fahren kann, kann ich so was andere alles auch.
Manchmal denke ich, einfach aufzugeben. Irgendwann werden die schon sagen, dass ich ausziehen soll. Dies ist ja nur eine Einrichtung zum Übergang. Und dann werden die mir helfen müssen.

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